Heilpflanzenkunde

Phänomenologische Heilpflanzenkunde *

Seit frühester Zeit war dem menschlichen Bewusstsein in allen Kulturen ein intuitiver Zugang zu der Welt der Heilpflanzen gegeben. Noch Paracelsus (1493 – 1541) kannte die innige Wesensverwandtschaft von Pflanzenwurzel und menschlichem Nervensystem, von Blüten-, Fruchtbildungs- und Stoffwechselprozessen, von Blatt-Rhythmik und der rhythmischen Atmungs- bzw. Kreislaufdynamik des Menschen. Er war einer der letzten, der diese Analogie in eine intuitive Medizin umzusetzen verstand. So verordnete er z.B. bestimmte Wurzelpräparate für spezielle Nervenleiden.
Sich heute die Fähigkeit der therapeutischen Intuition anzueignen, setzt voraus, Heilpflanzen nicht nur bezüglich ihrer Inhaltsstoffe und deren allopathischen Wirksamkeit zu erfassen. Darüber hinaus ist zu fragen, welche Bedeutung sie für den Organismus der Erde haben und in welchem Analogieverhältnis sie durch ihre Wachstumsgestik und Formensprache (Signatur) zum menschlichen Organismus stehen. Dazu muß zunächst ihr Verhältnis zu den vier Elementen lebendig nachvollzogen werden.

Ein Beispiel: Bestimmte luftige und duftende Kräuter wachsen nur in kühlen, sumpfigen Gegenden. Diese Pflanzen gleichen dort die einseitige Tendenz der Erde zu einer trägen, gestauten Wässrigkeit dadurch aus, dass sie sich intensiv mit den elementaren Luft- und Wärmeprozessen verbinden und dies z.B. in feinsten, luftig-leichten Blüten zur Erscheinung bringen. In analoger Weise sind sie nun imstande, bestimmte wässrige Stauprozesse, z.B. rheumatischer Art, wie sie im Mikrokosmos Mensch auftreten, zu harmonisieren.
Solche Pflanzen zeigen aber auch insofern eine gewisse Einseitigkeit, als sie zu einem zu heißen, „entzündlichen“ Blütenprozess neigen. Damit zeugt eine solche Blütensignatur zugleich von ihrer Anwendbarkeit in der Homöopathie: Denn diese Einseitigkeit schlägt sich in der Arzneimittelprüfung als entzündliche Symptomatik nieder. Eine solche Anschauung erfüllt das Anliegen Paracelsus‘ vom Lesen im „Buch der Natur“ und bringt die Pflanzenheilkunde nicht in einen Gegensatz zur Homöopathie.

Der Kurs ist dieser Forderung verpflichtet. Zugleich mit der genauen Bestimmung der Stoffprozesse (Bitterstoffe, Saponine, ätherische Öle etc.) sollen die verschiedenen Wege der Heilpflanzenbetrachtung nach ihrer Signatur und ihrer Analogie zum menschlichen Organismus aufgezeigt werden. Auf dieser Grundlage gilt es sodann, die Heilidee einer Pflanzenfamilie (z. B. der Wärmeprozess der Lippenblütler) und ihre in der Wirklichkeit auftretenden Erscheinungsformen (z.B. Entfaltung des Wärmeprozesses im heißen Rosmarin bzw. sein Erlöschen in der kühlen Taubnessel) zu erkennen. Aus diesem Verhältnis von Heilidee und Metamorphose kann sich das konkrete therapeutische Wirkungsfeld der einzelnen Pflanze sicher erschließen. Es ergeben sich folgende Themenschwerpunkte des Kurses:

  • Elementenlehre und phänomenologische Pflanzenbetrachtung
  • Paracelsus‘ Tria Principia: Die Dreigliederung von Natur und Mensch
  • Goethes Metamorphosenlehre: Die Heilpflanze in Idee und Wandlung
  • Die Stellung der Pflanze im Kosmos: Grundlagen einer Pflanzen-Astrologie
  • Entschlüsselung der Pflanzenetymologie und Pflanzenmythologie
  • Rezepte: Herstellung von Ölen, Tinkturen, Salben
  • Exkursionen (nach Absprache)

Erkenntnisgrundlagen der anthroposophischen Heilpflanzenkunde *

Der Kurs läuft seit mehreren Jahren und dient zur Vertiefung der Phänomenologischen Heilpflanzenkunde. Er steht allen an Heilpflanzen Interessierten offen, die bereit sind, sich unbefangen von den Erscheinungen des Organischen belehren zu lassen und die Pflanzensignaturen nach ihrer phytotherapeutischen und homöopatischen Heilwirksamkeit zu betrachten.
Im Anschluss an die jeweils zweistündige Betrachtung werden Texte aus dem Bereich der Anthroposophischen Medizin, von Rudolf Steiner, Paracelsus, Goethe u. a. besprochen.
Der Kurs bildet den ersten Teil einer für die Zukunft geplanten „Materia medica signatorum“. Dieser soll über das Pflanzenreich hinaus auch die Heilsubstanzen aus den drei anderen Naturreichen (Mineralien, Tiere, Mensch, einschließlich der Nosoden) in Bezug auf ihre Formensprache und Morphologie umfassen.

Analogische Heilpflanzenkunde in der Praxis *

Dieser Kurs versucht, eine Alternative zur analytischen, an den Inhaltsstoffen orientierten Phytotherapie zu bieten. Denn niemals ist die kausale Wirksamkeit eines Stoffes in einem komplexen organischen Zusammenhang therapeutisch lenkbar: Der isolierte pflanzliche Wirkstoff kann zwar eine Gegenwirkung im Organischen erzielen, nicht aber die Polaritäten der pathologischen Dynamik selbst erreichen und diese in die gesunde Mitte führen.
Der Kurs verfolgt einen ganzheitlichen medizinischen Ansatz: Nicht der pflanzliche Wirkstoff heilt, sondern die Analogie zwischen Mensch und Pflanze.
Anders als im Kurs zur phänomenologischen Heilpflanzenkunde, der von der Idee der Pflanzengattungen ausgeht, wird nun von den grossen menschlichen Organsystemen und ihren Erkrankungstendenzen möglichst umfassend auf ein breites Spektrum analoger pflanzlicher Lebens – und Gestaltungsprozesse geschlossen und so der Phytotherapie eine homöopathische Grundlage bereitet.
Der Kurs gliedert sich in mehrere 3 monatige Seminare, die auch einzeln besucht werden können. Er beginnt mit den Heilpflanzen des Blutes und durchschreitet die innere und äussere Medizin bis hin zur Psychiatrie.